27.10.2022 Semestereröffnungsgottesdienst
Sermon | Predigt
German version - see below!
A question of trust
Sermon on Matthew 14:22-33
(by university chaplain Reinhard Menzel)
Do you dare to try something completely new? Something that will totally change your life?
I'm not sure how I would answer this question. I would like to dare something totally new, but ... With the BUT, the question may be over and with it the possibility that something could really change.
But maybe I'll get excited and try something new for once. And then, against all experience, I am surprised to discover: Yes, it does work! And then I feel like this Peter who could "walk on water".
To dare something new ...
The hot summer, the drought, no rain for months. Worries about rising prices for energy and food. ... What more does it take for me to realize, that something has to change in my everyday life and in my lifestyle? I notice how the BUT slows me down.
I smile at those who struggle uphill on a cargo bike instead of preferring to use a car. And at the same time I admire them, because they don't do what everyone else does, but they do something totally different. Perhaps I need the enthusiasm of a Peter for this, which makes me proverbially "walk on water".
I wish for this enthusiasm. And I wish you that you will be inspired to dare new things.
But it is not alone enthusiasm. We have just heard how Peter fared. When he sees the waves coming toward him, he becomes afraid and begins to sink. Enthusiasm alone is not enough. Fortunately, Jesus grabbed Peter's outstretched hand and saved him from drowning. Peter surely understood then, that he could trust his teacher to hold him when he was so afraid that he lost the ground under his feet.
So daring to try something new is also a question of trust. Who do you trust to hold you when the waves of life crash over you? Do you have a good friend or someone in your family? Or do you trust in yourself alone, in your abilities and your willpower? Or do you hope that you are simply lucky? Or is it your faith, your trust in Jesus Christ?
The story that Matthew has handed down to us does not end with Jesus holding Peter. At the end of the story, they are all together in the boat: Peter and the other disciples – and Jesus is in the midst of them. And only then do we learn what Matthew actually wants to tell. Hear it again: »The disciples in the boat prostrated themselves before Jesus. They said, "You really are the Son of God!"«
There it is, the question of trust. Not Peter alone but the disciples together understood that they are in good hands with Jesus, that he holds them when they lose the ground under their feet because of fear.
I am glad that I have experienced again and again in my life that I am not alone with the question of whom I can trust, that people accompany me on my journey through life, people, who put their trust in Jesus Christ. Of course, that's no guarantee that everything will go smoothly. Not all my plans have come true. I will not always be spared from illness and suffering. Failures and failures cannot be ruled out either. But I trust that His saving hand will hold me when I lose the ground beneath my feet.
The martyr Dietrich Bonhoeffer put his trust in God into words like this:
I believe that God can and will create good from anything,
even from the most evil.
For this he needs people, who let all things serve them for the best.
I believe that God wants to give us as much resilience as we need in any adversity.
But he does not give it in advance, so that we do not rely on ourselves, but on him alone.
In such faith, all fear of the future should be overcome.
I believe that even our mistakes and errors are not in vain
and that it is not more difficult for God to deal with them
than with our supposed good deeds.
I believe that God is not a timeless fate,
but that He waits and responds
to sincere prayers and responsible deeds.
Dietrich Bonhoeffer ventured onto new ground in this trust. In a society in which one had to be subservient to the authorities, regardless of whether they acted rightly or wrongly, he struggled to resist in order to put an end to the injustice committed in the name of the authorities. In the end, this cost him his life. Shortly before his execution in Flossenbürg concentration camp, he said to a fellow prisoner: "This is the end. For me, the beginning of life."
What a trust! That is what I wish for myself and for you!
Amen.
Eine Frage des Vertrauens
Predigt über Matthäus 14, 22-33
(von Studierendenpfarrer Reinhard Menzel)
Traust du dich, etwas ganz Neues zu wagen? Etwas, das dein Leben total verändert?
Ich bin mir nicht sicher, wie ich die Frage beantworten würde. Ich würde ja gerne etwas total Neues wagen, aber … Mit dem ABER kann sich die Frage erledigt haben und damit die Möglichkeit, dass sich wirklich etwas ändern könnte.
Doch vielleicht lasse ich mich auch begeistern und wage einmal etwas Neues. Und dann stelle ich gegen alle Erfahrungen überrascht fest: Ja, es geht doch! Und dann fühle ich mich wie dieser Petrus, der „übers Wasser gehen“ konnte.
Etwas Neues wagen …
Der heiße Sommer, die Trockenheit, monatelang kein Regen. Die Sorge vor steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel. … Was braucht es noch, damit mir klar wird, dass sich in meinem Alltag und an meinem Lebensstil etwas ändern müsste?
Ich merke, wie mich das ABER ausbremst. Ich lächle über die, die sich bergauf mit einem Lastenfahrrad abplagen, statt lieber ein Auto zu benutzen. Und zugleich bewundere ich sie, denn sie machen nicht, was alle machen, sondern sie tun etwas total anderes.Vielleicht brauche ich dazu die Begeisterung eines Petrus, die mich sprichwörtlich „übers Wasser laufen“ lässt.
Diese Begeisterung wünsche ich mir.Und ich wünsche euch, dass ihr aus Begeisterung Neues wagt.
Doch Begeisterung allein ist es nicht.
Wir haben gerade gehört, wie es Petrus erging. Als er die Wellen sieht, die auf ihn zukommen, bekommt er Angst und beginnt zu versinken. Begeisterung allein reicht nicht aus. Zum Glück ergriff Jesus die ausgestreckte Hand von Petrus und bewahrte ihn vor dem Ertrinken. Petrus hat da sicher begriffen, dass er seinem Lehrer vertrauen konnte, dass der ihn festhält, wenn er vor lauter Angst den Grund unter den Füßen verliert.
Etwas Neues wagen ist also auch eine Frage des Vertrauens.
Wem traust du zu, dass er oder sie dich festhält, wenn die Wogen des Lebens über dir zusammenschlagen? Hast du eine gute Freundin oder einen guten Freund oder jemanden aus der Familie? Oder vertraust du allein auf dich, auf deine Fähigkeiten und deine Willensstärke? Oder hoffst du, dass du ganz einfach Glück hast? Oder ist es dein Glaube, dein Vertrauen auf Jesus Christus?
Die Geschichte, die uns Matthäus überliefert hat, endet nicht damit, wie Jesus den Petrus festhält. Am Ende der Geschichte sind sie alle zusammen im Boot: Petrus und die anderen Jünger – und Jesus ist mitten unter ihnen. Erst dann erfahren wir, was Matthäus eigentlich erzählen will. Hört es noch einmal:
»Die Jünger im Boot warfen sich vor Jesus nieder. Sie sagten: „Du bist wirklich der Sohn Gottes! “«
Da ist sie, die Frage des Vertrauens. Nicht Petrus allein, nein alle Jünger gemeinsam, begriffen, dass sie bei Jesus in guten Händen sind, dass er sie festhält, wenn sie vor lauter Angst den Grund unter den Füßen verlieren.
Ich bin froh, dass ich immer wieder im Leben erfahren habe, dass ich mit der Frage, wem ich vertrauen kann, nicht allein bin, dass mich Menschen auf meinem Lebensweg begleiten, Menschen, die ihr Vertrauen in Jesus Christus setzen. Natürlich ist das keine Garantie dafür, dass alles glatt geht. Nicht alle meine Pläne haben sich erfüllt. Vor Krankheit und Leid werde ich nicht immer verschont bleiben. Auch Misserfolge und Scheitern lassen sich nicht ausschließen. Aber ich vertraue darauf, dass seine rettende Hand mich festhält, wenn ich den Grund unter den Füßen verliere.
Der Märtyrer Dietrich Bonhoeffer hat sein Vertrauen zu Gott so in Worte gefasst:
Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten,
Gutes entstehen lassen kann und will.
Dafür braucht er Menschen,
die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen.
Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage
so viel Widerstandskraft geben will,
wie wir brauchen.
Aber er gibt sie nicht im Voraus,
damit wir uns nicht auf uns selbst,
sondern allein auf ihn verlassen.
In solchem Glauben müsste alle Angst
vor der Zukunft überwunden sein.
Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer
nicht vergeblich sind
und dass es Gott nicht schwerer ist,
mit ihnen fertig zu werden als mit unseren vermeintlichen Guttaten.
Ich glaube, dass Gott kein zeitloses Schicksal (Fatum) ist,
sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten
wartet und antwortet.
Dietrich Bonhoeffer hat sich in diesem Vertrauen auf neuen Grund gewagt. In einer Gesellschaft, in der man der Obrigkeit untertan zu sein hatte, egal ob sie recht oder unrecht handelt, rang er sich dazu durch, Widerstand zu leisten, um dem Unrecht, ein Ende zu machen, das im Namen der Obrigkeit begangen wurde. Das hat ihm am Ende das Leben gekostet. Kurz vor seiner Hinrichtung im KZ Flossenbürg sagte er zu einem Mitgefangenen:
„Das ist das Ende. Für mich der Beginn des Lebens.“
Was für ein Vertrauen!
Das wünsche ich mir und euch!
Amen.